Die deutsche Luftfahrtbranche steckt offenbar in einer tiefen Krise. Die jüngsten Probleme bei Air Berlin und TUIfly sind nur der Anfang, wie viele Experten vermuten. So strich TUIfly Anfang Oktober kurzfristig zahlreiche Flüge wegen internen Problemen und verweigerte den Passageren die ihnen zustehenden Entschädigungszahlungen. Zuvor gab Air Berlin bekannt, die eigene Flotte halbieren zu wollen. Im ersten Halbjahr 2016 hatten Lufthansa, Condor, Air Berlin und TUIfly mit einem schrumpfenden Geschäft von 0,8 Prozent zu kämpfen.
Auswirkungen auf Flugzeugfonds
Rechtsanwalt Dr. Perabo-Schmidt von der Kanzlei PSS Rechtsanwälte aus Wiesbaden geht angesichts dieser Meldungen davon aus, dass der Boom der deutschen Luftfahrtbranche seinen Zenit überschritten habe. Er prognostiziert außerdem Auswirkungen auf weite Bereiche des Kapitalmarkts: „Viele Airlines werden zukünftig weniger Flugzeuge in ihrer Flotte haben. Dies wird mittelfristig auch Auswirkungen auf die als Kapitalanlagen angebotene Flugzeugfonds haben, deren Geschäftsmodell es gerade ist, Flugzeuge an Airlines gegen Entgelt zu verchartern. Es besteht konkret die Gefahr, dass die mit den Flugzeugfonds abgeschlossenen Charterverträge nach Ende der Laufzeit nicht mehr verlängert werden und die Fonds auf den Flugzeugen sitzen bleiben.“
Ursachen der Krise
Die Ursachen für den Rückgang der einstigen Boom-Branche sind vielfältig. Neben dem Einbruch von Passageierzahlen in die einst beliebten Reiseregionen in Nordafrika oder Türkei wegen politischer Instabilität ist auch der immer härter werdende Preiskampf mit zahlreichen Billigairlines der Grund für das Schwächeln der Luftfahrtbranche. Durch die Billigairlines haben sich die Beförderungspreise zum Teil innerhalb von wenigen Jahren mehr als halbiert. Die laufenden Kosten der Airlines für Personal, Wartung etc. haben sich aber nicht in dem Umfang reduziert, sondern sind eher noch angestiegen.
Ausblick
Am Ende werden viele Airlines zusammengelegt werden müssen, um ihre Kosten zu senken und am Markt bestehen bleiben zu können. Dies geht natürlich auch auf Kosten der Flottengröße. Air Berlin hat bereits angekündigt, die Flotte zu halbieren. Wahrscheinlich werden hier noch einige weitere Airlines folgen.